Frauennotrufe in Rheinland-Pfalz machen anlässlich des Weltmädchentags auf digitale sexualisierte Gewalt aufmerksam
Am 11. Oktober ist Welt-Mädchentag. Seit 10 Jahren rückt der Welt-Mädchentag die Probleme und die Bedürfnisse von Mädchen* in den Vordergrund. Denn trotz aller Fortschritte sind sie weltweit weiterhin mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. So erleben Mädchen* nicht nur in der analogen, sondern auch in der digitalen Welt sexuelle Übergriffe. Wenn intime Fotos ohne Zustimmung weiterverbreitet werden, Mädchen* sexuell anzügliche Nachrichten erhalten oder ohne ihr Wissen gefilmt oder fotografiert werden, sind das Formen sexualisierter Gewalt im Netz.
„Für die meisten Mädchen* in Deutschland gehört es zum Alltag, sich in sozialen Medien zu bewegen. Und darauf haben sie auch ein Recht. Das Problem liegt vielmehr darin, dass es zu wenig Wissen zu den Gefahren und Risiken im Netz gibt“, betont Nina Lindermaier vom Frauennotruf Speyer. Und das führt zu weitverbreiteten Vorurteilen und Victim Blaming (Schuldumkehr) bei digitaler Gewalt, wie die Mitarbeiterinnen der Frauennotrufe wissen. So wird den betroffenen Mädchen* oft eine (Mit-)Schuld für die Vorfälle gegeben. „Wieso hast du überhaupt ein solches Foto geschickt?“, „Du solltest einfach weniger im Internet abhängen.“, „Weshalb hast du ihm geantwortet?“ sind Sätze, die betroffene Mädchen* oft hören müssen. Gleichzeitig werden die Vorfälle vom Umfeld verharmlost.
„Digitale sexualisierte Gewalt hat schwere Folgen für Betroffene. Sie schämen sich, fühlen sich hilflos der Situation ausgesetzt, glauben daran, dass sie Schuld haben und ziehen sich als Folge zurück. Ein Umfeld, das die Vorfälle nicht ernst nimmt, verschlimmert die Situation für die Mädchen* zusätzlich “, weiß Emma Leonhardt vom Frauennotruf Mainz.
„Es liegt nicht in der Verantwortung der Mädchen*, dass sie sich sicher im Netz bewegen können. Es ist eine Aufgabe unserer Gesellschaft. Ein unterstützendes Umfeld, das zuhört und die Verantwortung klar bei der gewaltausübenden Person sieht – ohne das Verhalten der Betroffenen infrage zu stellen - kann die Folgen einer solchen Erfahrungen für die Mädchen* minimieren“, so Ronja Scheu vom Frauennotruf Alzey weiter.
In den Frauennotrufen in Rheinland-Pfalz finden betroffene Mädchen*, Bezugspersonen und Fachkräfte Unterstützung bei allen Formen sexualisierter Gewalt, auch in der digitalen Welt. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym. Der Frauennotruf Koblenz bietet zum Thema sexualisierte Gewalt auch eine Online-Beratung an, um an der Lebensrealität der Mädchen* anzuknüpfen. So können sie sich anonym direkt vom Smartphone aus Hilfe holen. Zusätzlich können Mädchen* an jedem ersten Dienstag im Monat um 14 Uhr einfach ohne Termin im Frauennotruf vorbeikommen und sich Hilfe holen.
Auch Präventionsangebote, beispielsweise für Schulen, können bei den Frauennotrufen angefragt werden.