Pressemitteilung der Landesarbeitsgemeinschaft der Frauennotrufe Rheinland-Pfalz zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11.2019
Seit dem 01.02.2018 ist das „Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ in Deutschland in Kraft und damit geltendes Recht. Das Abkommen definiert Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung, als geschlechtsspezifisch und als Ergebnis gesellschaftlicher Strukturen und längst überholter Rollenstereotype.
Dieser völkerrechtlich bindende Vertrag stellt einen Meilenstein im Bestreben dar, Gewalt gegen Frauen und Gewalt in engen sozialen Beziehungen in Europa zu verhindern. Gleichzeitig sollen bereits betroffenen Frauen angemessene Unterstützungsangebote vorgehalten werden können, um vorhandene Ressourcen zu stärken und die Folgen für die Frauen selbst und damit auch für unsere Gesellschaft zu verringern.
Mit ihrem gerade veröffentlichten Positionspapier wenden sich die Frauennotrufe Rheinland-Pfalz an die Politik und Öffentlichkeit.
„Wir stellen darin Maßnahmen vor, die nach dem Inkrafttreten der sogenannten Istanbul-Konvention erforderlich sind um Sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen“, sagt die Expertin Astrid Rund vom Frauennotruf Rhein-Hunsrück für die LAG der Frauennotrufe.
Die 12 Frauennotrufe in RLP sind ambulante Fach- und Beratungsstellen für Frauen und Mädchen zum Thema Sexualisierte Gewalt und wichtiger Teil des Beratungs- und Interventionsverbundes zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. „Sie befassen sich differenziert mit allen Facetten sexualisierter Gewalt im privaten und öffentlichen Raum und entwickeln Konzepte für ein gewaltfreies Miteinander auf der Basis von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung“, sagt Barbara Zschernack vom Frauennotruf Idar-Oberstein.
Die Frauennotrufe in RLP sehen im Bereich der Bekämpfung Sexualisierter Gewalt massive Lücken bei der Überwindung der Strukturen, die die Gewalt erst ermöglichen und benennen deutliche Handlungsbedarfe. Diese beziehen sich sowohl auf ein bedarfsdeckendes und zugängliches Beratungsangebot spezialisierter Fachstellen zum Thema Sexualisierte Gewalt, als auch auf – wie in der Konvention ausdrücklich gefordert – umfangreiche Präventions- und Fortbildungsangebote sowie Öffentlichkeitsarbeit. Wichtiges Ziel der Interventionen sei in dem Zusammenhang die Sensibilisierung und Stärkung der Gesellschaft mit Blick auf kritischer Wahrnehmung und Bewertung sexualisierter Grenzverletzungen und Rollenstereotypen, die bisher den Nährboden für Gewalt gegen Frauen und Mädchen darstellten.
„Unser Ziel ist es, sexualisierte Grenzverletzungen in allen Lebensbereichen wahrnehmbar zu machen und zu sanktionieren, Frauen und Mädchen zu schützen sowie Sexualisierte Gewalt und andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt effektiv zu bekämpfen“, erläutert Astrid Rund vom Frauennotruf Rhein-Hunsrück. „Dafür braucht es neben Professionalität und Expertise in diesem sensiblen Themenfeld ausreichende finanzielle sowie personelle Ressourcen, um noch effektiver in die Gesellschaft hinein wirken zu können“, ergänzt Barbara Zschernack vom Frauennotruf Idar-Oberstein. Die Istanbul-Konvention bietet daher aus ihrer Sicht endlich Möglichkeiten die meist prekären Rahmenbedingungen der Fachstellen in angemessener Weise auszugestalten.
Gesellschaft und Politik sind nun gefragt mit all den dafür erforderlichen Anstrengungen ihren Beitrag zur Umsetzung der Istanbul-Konvention zu leisten.
Um endlich noch weiter reichende, nachhaltige Veränderungen anstoßen und bewirken zu können, braucht es eine Gesellschaft, die handelt und Veränderungen aktiv mitgestaltet und trägt – die Istanbul-Konvention bietet dafür eine solide Grundlage, sind sich die Fachfrauen einig.
Verantwortlich:
Caroline Bonhage, Frauennotruf Ludwigshafen (team [at] wildwasser-ludwigshafen.de (team[at]wildwasser-ludwigshafen[dot]de)); Ruth Petry, Frauennotruf Trier (info [at] frauennotruf-trier.de (info[at]frauennotruf-trier[dot]de)); Astrid Rund, Frauennotruf Simmern (kontakt [at] frauennotruf-rheinhunsrueck.de (kontakt[at]frauennotruf-rheinhunsrueck[dot]de)); Judith Varna und Barbara Zschernack, Frauennotruf Idar-Oberstein (info [at] frauennotruf-idar-oberstein.de (info[at]frauennotruf-idar-oberstein[dot]de)).